Freitag – 03.05.2013
Über ganz Hamburg fast wolkenloser Himmel und mein erster
Tag an Bord
Lange geplant und nun ist es soweit. Schon im August 2012
habe ich den Entschluss gefasst einen lange gehegten Wunsch in die Tat
umzusetzen – eine Reise auf einem Frachtschiff. Nach vielen Recherchen und
Informationen sollte es eine einwöchige Reise mit einem Containerschiff von
Hamburg über die Ostsee nach Schweden und zurück sein. Das Schiff, die
„Conger“, ein bewährtes Feederschiff von gut 100 Meter Länge.
Schon Wochen vorher wurde die Aufregung immer größer. Die
tolle Webseite eines Frachtschiffsreiseenthusiasten, Wolfgang Poddig, und seine
exzellenten Videos und Informationen waren eine gute Überbrückung. Und
natürlich der Artikel von Bernd Ellerbrock im Tagesspiegel gab mir erste
Einblicke, denn er hatte im letzten Jahr genau die gleiche Reise auf der
„Conger“ gemacht. Einen Tag vorher teilte mir die Reiseagentur Kapitän Zylmann
mit, dass der Kapitän mich Freitag um 13.00 Uhr am Containerterminal Altenwerder
an Bord haben will, „eye eye Sir“.
Nach einer etwas unruhigen Nacht war es dann soweit.
Rechtzeitig und voller Erwartungsspannung spulte mein Wagen die gut 300 km über
der A20 in Richtung Hamburg runter. Mein erstes Ziel war das Unternehmen „Vopi“
nördlich von Hamburg, dicht an der A7 gelegen. Ein Dienstleister, bei dem ich
meinen Wagen für ein günstiges Entgelt sicher unterbrachte und der mich auch
mit einem Shuttlebus gut nach Altenwerder brachte. Ich kann dieses freundliche
Team jederzeit empfehlen, wenn man unter anderem eine Urlaubsreise mit Flugzeug
oder Kreuzfahrtschiff antritt.
Nach einem kurzem Sicherheits-Check am Gate stieg ich in den
Shuttlebus der Port Security, der mich zum Schiff brachte. Da stand ich nun
etwas gerührt vor „meinem Schiff“. Aber dann kam auch schon der Bootsmann die
Gangway herunter und nahm mich in Empfang. Nach der kurzen Vorstellung hievte
er sich meinen Riesenkoffer auf und es ging an Bord. Ob er wohl meine etwas
feuchten Augen bemerkt hat, aber es kann ja auch der leichte Wind gewesen sein
– als zeitweiliger Seaman muss man Härte zeigen. Kurz darauf kam auch schon der
2. Offizier, der Secondmate von der Brücke geeilt. Nach einer etwas förmlichen
Vorstellung wurde ich freundlich aufgenommen und in meine Kammer geführt.
Kommunikation alles auf Englisch, aber das wusste ich ja. Gut, dass ich in der
letzten Zeit etwas gepaukt hatte. Davon war mein Englisch noch immer nicht gut,
aber die Verständigung klappte. Ich hatte auf Grund meiner rechtzeitigen
Buchung die Eignersuite bekommen und das war schon sehr super. Trotz des
älteren Semesters von 1995 war das Schiff allgemein gut in Schuss. Die Kammer
zweckmäßig, auch gemütlich eingerichtet und sauber. Dass ich alles pfleglich
behandeln werde und natürlich auch ordentlich übergebe – Ehrensache.
Es sollen noch zwei Passagiere kommen, die die Kammer im
D-Deck belegen sollen, aber sie sind noch nicht da. Der Zweite brachte mich
erst einmal in die Offiziersmesse. Hier stand der Cooky schon bereit und mir
wurde ein Platz an der Back zugewiesen. Beim Essen lernte ich auch den Ersten
Offizier oder auch Chiefmate genannt kennen. Wir hatten einen kurzen, aber
freundlichen Talk. Dann brachte der Koch das Essen. Die Fischsuppe hatte ich
ausgeschlagen und so blieb es bei der Fischpastete und die war voll in Ordnung.
Nach dem Essen ein Rundgang durchs Schiff. Auf der Brücke angekommen erläuterte
mir der freundliche Zweite die Tour. So sollten wir gegen 17.00 Uhr innerhalb des Hafen verholen und um 22.00 Uhr
die Elbe runter nach Bremerhaven laufen. Na das wird ja ein langer Abend. Dann
ausdrücklich die Erlaubnis immer auf die Brücke kommen zu dürfen, aber unter
dem Vorbehalt, dass man bei schwierigen Manövern etwas dezent im Hintergrund
bleiben soll. Für mich selbstverständlich. Die Sicherheitsbelehrung soll erst
dann erfolgen, wenn die fehlenden Passagiere eingetroffen sind - „no
doublework“ meinte der Zweite.
Wieder zurück auf der Kammer wurde erst einmal häuslich
eingerichtet und der Laptop angeworfen. Dann an Deck die ersten Fotos gemacht
und das Bordtagebuch eingerichtet. Und immer noch fast wolkenloser Himmel über
Old-Hamburg.
Um 15.00 Uhr Coffeetime, also runter in Richtung Kombüse. Da
bin ich aber nicht angekommen, denn der Zweite fing mich ab. Coffeetime ist für
die Mannschaft. Für Offiziere und Passagiere ist immer Coffeetime und zwar auf
der Brücke. Also war meine erste Einweisung an Bord, die in die Bedienung der
Kaffeemaschine und wir Beide haben uns Kaffee gemacht und einen richtig guten
Talk entwickelt. Der Zweite ist so um die Mitte Zwanzig und ein richtig netter
und frischer Typ. Er erklärte mir noch einmal die Höhepunkte der Reise mit den
sehenswerten Highlights. Dann kam das Gespräch auf das Fotografieren und die
Eigenschaften guter Kameras. Eigentlich fühlte ich mich schon fast wie zu
Hause. Die beiden fehlenden Passagiere waren immer noch nicht da und den
Kapitän hatte ich auch noch nicht kennen gelernt. Der soll übrigens ganz
exzellent deutsch sprechen können. Nach einigen Runden im Achterschiff und
einer Reihe weiterer Fotos wurde ich vom Zweiten auf die Brücke gelotst, ich
soll mich dem Kapitän vorstellen. Wurde glatt gemacht, war mehr sachlich, aber
nicht unfreundlich. Also der Kapitän ist Russe und seine beiden nautischen
Offiziere Ukrainer. Mit dem Chefingenieur (Chief) hatte ich bisher nur den
kurzen Kontakt, aber er scheint auch aus der Gegend der anderen Offiziere zu
kommen. Vor dem Verholen schnell runter in die Messe zum Dinner, meinem ersten Captain´s
Dinner an Bord. Heute ist wohl Pastetentag, denn es gab Fleischpastete, aber
die war ganz gut. Man hätte sich auch jede Menge Brot schmieren können, es war
alles da. Aber da wurde schon die Hauptmaschine gestartet und vor mir ist schon
der Kapitän hoch gesprungen, er muss auf die Brücke. Ich also meine Kameras geschnappt
und hinterher. Dann hat es aber doch noch 20 Minuten gedauert, bis die Leinen
los geworfen wurden.
Ohne Schlepperhilfe und ohne Lotsen glitt unser Schiff in
Richtung Athabaskakai . Darauf habe ich mich
am meisten gefreut, denn von hier aus hat man den besten Blick auf Hamburg und
auf die ein- und auslaufenden Schiffe.
Unser vorgesehener Liegeplatz war noch besetzt und so lagen
wir mitten in der Elbe in Warteposition und das fast 45 Minuten – für mich
grandios, konnte ich hier ganz viele Fotos aus einer Position machen, um die
mich viele Hobbyfotografen beneiden würden. Welch ein Gefühl hoch oben vom
Brückendeck den unten auf den Fähren und Ausflugsschiffen so zahlreich vorbeifahrenden
„Landratten“ gnädig zurück zu winken.
Dann legten wir an. Schnell noch bei meiner Frau und einem
guten Freund ein Lebenszeichen geben, dann kam der Zweite, ob wir noch schnell
die Sicherheitseinweisung machen wollen oder morgen. Jetzt ist besser und dann
hat man das Notwendige hinter sich. Im Freifallboot muss ich die Position Nr. 1
einnehmen. Das ist ganz vorne, also bis nach unten in einem Winkel von knapp 45
Grad, hoffentlich tritt der Notfall nicht ein. Fast zum Ende der Belehrung fuhr
der Shuttlebus vor und brachte die noch fehlenden 2 Passagiere, ein Paar um die
Mitte Vierzig aus Zwickau. Der Zweite fluchte nun auf russisch und das habe ich
nicht nur akustisch sehr gut verstanden. Nun muss er die Sicherheitsbelehrung
noch einmal machen und doppelte Arbeit wollte er in jedem Fall vermeiden.
Langsam bricht der Abend über Hamburg rein. Natürlich einen
fantastischen Sonnenuntergang eingefangen. Mit den neuen Passagieren hatte ich
auch schon Kontakt, scheinen ganz nette Leute zu sein. Nichts ist schlimmer,
wenn sich die wenigen Passagiere das Zanken kriegen. Aber ich glaube wir
kriegen das schon hin. Nun schreibe ich diese Zeilen und draußen wird das
Schiff beladen. Es rumst jedenfalls mächtig und die „Conger“ wackelt hin und
her.
Vor uns liegt die "Rio Blanco", welche 10 mal mehr
Container als wir aufnehmen kann. Das Schiff ist in Hamburg beheimatet, es ist
286 Meter lang und 40 Meter breit.
Ob wir die 22.00 Uhr halten können, glaube ich nicht. Wir
hatten doch etwas Verzug beim Umsetzen. Nicht mein Problem, ich bin Passagier
und die Crew bekommt das schon hin. Wirklich kompetente und
verantwortungsbewusste Leute, zu denen ich jetzt schon ein gutes Vertrauen
geschöpft habe.
Und auf der Elbe immer wieder das faszinierende maritime
Spektakel der vorbeiziehenden Schiffe und ich mit meinen Kameras mitten drin.
Nun werde ich noch
die Fotos auf die Festplatte nehmen, das Auslaufen abwarten und dann war es das
wohl für den ersten Tag. In jedem Fall Daumen hoch.
Samstag – 04.05.2013
Bremerhaven plus Nord-Ostsee-Kanal und wieder Sonne pur
Wie bereits erwartet, wurde es ziemlich spät am letzten
Abend. Natürlich haben wir den geplanten Auslauftermin nicht halten können.
Aber kurz vor 23.00 Uhr kam Bewegung ins Schiff. Die Hauptmaschine lief an, die
Festmacher fuhren vor und schon wurden die Leinen los gemacht und die „Conger“
schob sich elegant in das Fahrwasser der Elbe in Richtung Nordsee. Hamburg ade
– danke für diesen schönen Tag. Ohne Lotsen und Schlepper bugsierte unser
Captain das Schiff sicher durch den noch regen Schiffsverkehr. Er hat die
Befähigung in diesen Gewässern ohne Lotsen als sogenannter „Freifahrer“
schippern zu dürfen, alle Achtung vor diesem Mann. Aber er darf nur acht
Stunden am Stück fahren und das reicht dann bis Bremerhaven. Wenn es länger
wird kommt ganz schnell die Polizei, meinte er mit ernstem Blick und rollenden
Augen.
Beeindruckend die vielen Lichter zu beiden Seiten,
insbesondere das Nobelviertel Blankenese sah fantastisch aus. Er wollte dort
nicht wohnen, meinte der Captain, sieht aus wie Schanghai, so dicht Haus an
Haus. Wir waren uns schon einig, ein wenig mehr Geld wäre ganz gut, aber zu
viel verdirbt den Charakter. So hatten wir einen ersten guten Schnack. Mit auf
der Brücke war anfangs der Erste und der Zweite hat dann vom ihm mit
übernommen. Später kam dann noch Andreas, der Mitpassagier auf die Brücke.
Seine Frau hatte sich schon hingelegt und er war wie ich so aufgekratzt, dass
er noch nicht in die Koje wollte. So hatten wir beide noch den Talk über Gott
und die Welt und plötzlich merkten wir, dass es schon 01.00 Uhr war. Also
reichte es nun.
So richtig hat es dann aber doch nicht mit dem Schlafen
geklappt. Trotz der ruhigen See und dem eintönigen Stampfen der Hauptmaschine
kam der Schlaf nur periodisch. Es waren zu viele Eindrücke am ersten Tag.
Zu meiner gewohnten Zeit gegen 05.00 Uhr waren die Augen
hellwach, also raus aus der Koje, schnell unter die Dusche, danach Aufräumen
und schon war ich auf der Brücke. Der Captain hoch konzentriert und auf meine
Bemerkung, das es recht neblig ist, sagte er trocken „nicht neblig, nur
diesig“. Ja, Nebel ist wohl anders.Ganz stolz war er, dass wir schon kurz vor Bremerhaven
waren. Aber voraus fuhr ein Konvoi und unmittelbar vor uns ein ganz dicker
Pott, die „CMA CGM Christophe Colomb“. Wir können da nicht vorbei, meinte der
Captain. Und da die „Christophe Colomb“ auch noch gedreht werden musste, hieß
es für uns warten. Für mich natürlich erfreulich, den so konnte ich schöne
Fotos und sogar auch Videos machen.
Die „CMA CGM Christophe Colomb“ ist eines der größten
Schiffe der Welt. Sie wurde 2009 in Südkorea gebaut, ist 365,5 m lang und 51,2
m breit. Dass dieses Riesenschiff 13.344 Container aufnehmen kann ist
unvorstellbar.
Neben dem wunderschönen Sonnenaufgang wurde ganz schön viel
geboten an diesem Morgen in Bremerhaven.
Hier ein Video vom Einlaufen der „CMA CGM Christophe Colomb“
Hier ein Video vom Einlaufen der „CMA CGM Christophe Colomb“
Als dann noch das Kreuzfahrtschiff „Astor“ im morgendlichen
Sonnenlicht vorbei glitt war das maritime Schauspiel perfekt.
Der Anlegevorgang war eine seemännische Meisterleistung
unseres Captain, geschmeidig wie eine Katze gingen wir an die Pier – Respekt.
Nun aber runter zum Breakfest – unser Cooky hatte Omelett
mit einer pikanten Pilzfüllung im Angebot. Natürlich gab es auch Brot, Toast,
Aufschnitt, Käse und Konfitüren in reicher Auswahl. Aber ich habe mir das
Maßhalten auferlegt, bin auch so dick genug. Hatte auch das nette Gespräch mit
meinen beiden Mitpassagieren. Wir werden schon miteinander auskommen.
Danach auf die Kammer, die morgendlichen Bilder und
Videos auf die Festplatte sichern. Alles
ist ganz gut geworden, bloß bei der flüssigen Wiedergabe der Videos schwächelt
mein alter Laptop ein wenig.
Ansonsten gab es am Vormittag nicht viel Schiffsbewegungen
und mit den Ladearbeiten wurde auch recht spät begonnen, so dass wir wohl nicht
so pünktlich loskommen werden. Bin noch auf „Monkey Island“, dem Peildeck
geklettert und habe ein Rundum-Video gemacht. So ganz gut, aber ich hätte mein
Stativ mit raufnehmen sollen, dann wäre es noch besser geworden.
Später habe ich telefonisch meinem Sohn die ersten Eindrücke
geschildert. Er selbst saß gerade in der Bahn von Dresden nach Leipzig und so
hatten wir richtig gut Zeit für einen ausführlichen Plausch. Natürlich habe ich
auch daheim eine Statusmeldung abgegeben. Am Sonntag ist es dann vorbei mit
Handynetz und so.
Mit knapp einer Stunde Verspätung legten wir dann gegen
12.00 Uhr von Bremerhaven ab. Nun runter zum Lunch. Erst gab es Bohnensuppe,
war lecker. Obwohl eigentlich Samstag als Eintopftag kreiert ist, gab es dann
noch Schnitzel. Auf den Pudding zum Nachtisch habe ich verzichtet.
Der Nachtisch bot sich mir dann allerdings auf der See. Ich
konnte eine gute Reihe von Seglerfotos machen. Das Wetter zeigte sich von
seiner besten Seite. Zwar etwas frisch windig und die Sonne musste sich durch
den Dunst kämpfen. Das war aber ok. Bald werden wir in Brunsbüttel in den
Nord-Ostsee-Kanal schleusen. Darauf freue ich mich schon sehr.
Große Achtung und Anerkennung für das seemännische Können
und der sportlichen Leistung der an uns vorbeiziehenden Jachten und Boote.
Um 16.00 Uhr haben wir an Steuerbord Cuxhaven liegen lassen
und kurz vor 18.00 Uhr sind wir in Brunsbüttel in die alte Schleuse Nord
gefahren. Oh, Oh, da war aber nicht mehr viel Platz, überhaupt nicht. Aber
Captain Alexander hat auch das sauber hinbekommen.
Danach runter zum Captain´s Dinner. Unser Cooky hat eine
Kombination von Nudeln mit Fleisch und einem mit Salat belegten Brot gezaubert.
Ungewöhnlich, aber es hat geschmeckt. Natürlich wird das Geschirr abgeräumt,
sowie richtig Danke gesagt und Cooky freut sich riesig, er ist aber auch immer
gut drauf. Während des Essen hat uns der Captain ein wenig von seiner
seemännischen Laufbahn erzählt. Seit 1975 ist er auf See und die Erfahrung
merkt man ihm auch an. Nun kann er sich ein wenig ausruhen. Mit drei Mann ist die
Lotsenmannschaft an Bord und der Erste ist auf der Brücke verantwortlich.
Gegen 02.00 Uhr sollen wir in Kiel sein. Wird wieder eine
lange Nacht. Ob ich das durchhalte ist noch ungewiss – mal sehen. Da fehlte
dann doch etwas Stehvermögen. Natürlich habe ich noch unter Abendlicht einige
Videos und Bilder gemacht. Höhepunkt war das Entgegenkommen der AIDAcara gegen
22.15 Uhr. Beeindruckend, dass dieses Schiff nur einen Tiefgang von 6 Metern
hatte – wir hatten 6,5 Meter und waren nicht voll beladen. Man lernt immer
dazu.
Dann habe ich mich auf meine Kammer zurückgezogen. Morgen ist auch ein
Tag und die Ostsee hat bei schönem Wetter auch seine Reize. Bei einem Bier habe
ich dann noch meine Videos und Fotos auf die Festplatte gezogen und eine
Datensicherung gemacht. Inzwischen hat man sich an das Laufen der Maschine
gewöhnt und ich bin mir sicher, dass ich
nicht nur wegen des Bieres gut schlafen werde. Daumen hoch für die vielen
schönen Erlebnisse des Samstages.
Sonntag – 05.05.2013
Sonntag – ein voller Tag auf See und Bilderbuchwetter
WOW – gegen 05.30 Uhr wache ich auf und draußen ist es schon
hell. Das Ding mit dem sonntäglichen Sonnenaufgang auf der Ostsee kann ich
jedenfalls vergessen. Ich habe aber gut
geschlafen, ohne Träume und Schlafunterbrechungen, das hatte ich schon lange
nicht mehr. Der Captain hat wirklich recht – die See macht müde. Also schnell
hoch, geduscht, die Kammer aufgeräumt und auf die Brücke. Der Erste war nun
nicht mehr allein. Obwohl er manchmal etwas mürrisch erscheint, ein schlechter
Kerl ist er bestimmt nicht. Nun waren wir also zu dritt, der Erste, der
Autopilot und ich. Allein sind wir auf der Ostsee auch nicht. Wir schippern
gerade durch die Mecklenburger Bucht auf Höhe Rostock. Also fast daheim. Am
näheren Horizont sind einige Schiffseinheiten zu sehen. Feederschiffe, wie wir
und auch Tanker. Die See ist relativ ruhig und die Sicht zwar etwas diesig,
aber doch ganz gut. Auch die Sonne spendet schon recht fleißig ihre angenehmen
Strahlen.
Gegen 07.00 Uhr kamen dann meine Mitpassagiere auf die
Brücke. Andreas hat doch tatsächlich bis 02.00 Uhr die Schleusenpassage in Kiel
auf der Brücke miterlebt. Seine Frau war nicht so standhaft und hat sich auch
rechtzeitig zurückgezogen. Besondere Höhepunkte hat es aber nicht mehr gegeben.
Zum Breakfest gab es dann frisch aufgebackene Brötchen, Spiegelei und Bockwurst
– lecker, den ich bin ein Freund von kräftigen Frühstücken. Dann wieder auf die
Brücke. Meinen Laptop und die Kameras habe ich schon dort stationiert und so
kann ich in aller Ruhe am Bordbuch weiter schreiben, Bilder sortieren und in
einem eBook über Fotografie schmökern. Herrlich entspannend diese Ruhe, die
glatte See und die satten Sonnenstrahlen. Ein Sonntagmorgen, wie ich ihn lange
nicht erlebt habe. Jetzt sind wir auf Höhe Ribnitz-Damgarten und die See ist
frei, nur weit am Horizont sind schemenhaft die Silhouetten von vorbeiziehenden
Schiffen zu erahnen – „wonderful world“.
Soeben, kurz vor 11.00 Uhr haben wir Kap Arkona an der
nördlichen Spitze der Insel Rügen passiert. Gesehen habe ich auf Grund des
Dunstes aber nichts. Ansonsten ist hier alles ruhig. Der Autopilot versieht
treu und brav seinen Dienst, der Erste versieht gewissenhaft seine Wache mit regelmäßigen Blick auf die See und die Instrumente. Meine Mitpassagiere haben sich auch verzogen und genießen sicherlich
irgendwo an einem ruhigen Ort des Schiffes die entspannte Atmosphäre des
Sonntagvormittags. Backbord querab kreuzt die NS „Burgas“, ein Tanker mit
Heimathafen Kronstadt (Russland) unseren Kurs und läuft nun an Steuerbord
seitlich vorab parallel mit uns. Später haben wir etwas abgedreht und dann sind
wir wieder alleine unterwegs.
Um 12.00 Uhr hat der Zweite übernommen und er sitzt ganz
gewissenhaft im „Jagdsitz“ und beobachtet aufmerksam die See. Aus dem Jungen
wird eines Tages gewiss ein guter Kapitän.
Zum Lunch gab es eine Vorsuppe, die an Bortsch erinnern
sollte. Der Erste hat sich jedenfalls einen ordentlichen Schlag saure Sahne zu
getan. Hauptgang war Rinderbraten mit grünen Bohnen und Kascha
(Buchweizengrütze – russisches Nationalgericht). Letzteres war aber nicht so
mein Fall –
„I like potetos“. Die Krönung war eine anständige Portion Eis mit Fruchtsoße.
„I like potetos“. Die Krönung war eine anständige Portion Eis mit Fruchtsoße.
Dann wieder auf die Brücke. Gar nicht lange später kam auch
der Kapitän hoch und jetzt war auch wieder richtig Betrieb in der
Kommandozentrale. So wurden unter anderem auch die Papiere für den schwedischen
Zoll gefertigt. Auch hat der Kapitän nun wohl die Drehzahl erhöht, denn wir
überholen die beiden Schiffe, die schon eine Zeit lang vor uns im gleichen Kurs
liefen.
Übrigens sind wir hier 13 Mann an Bord, oder besser 12 Mann
und eine Frau – 10 Mann Besatzung und wir 3 Passagiere. Auf dem ganzen Schiff
ist eine erstaunliche Ruhe, den es ist Sonntag und alle genießen die
Entspannung des schönen Seetages. Lediglich auf der Brücke herrscht Wachsamkeit
und der Cooky hat in der Kombüse wie immer viel Beschäftigung.
Nun ist es 15.00 Uhr, wir sind schon gut eine Stunde an
Bornholm vorbei und wieder nichts gesehen, nur Wasser und andere Schiffe, die
mehr oder weniger weit entfernt unseren Kurs tangieren. Mit dem Kapitän hatte
ich auch schon einen längeren Talk. Er pries die Vorzüge eines Urlaubs im hohen
Norden von Norwegen oder Finnland an. Später hat er sich aber seinen jungen
Zweiten vorgenommen. Mit deutlichen Worten zeigte er den hohen Wert einer
umfassenden seemännischen Ausbildung auf und was jeder auch selbst dafür tun
sollte um ein guter Schiffsoffizier zu werden. Das alles natürlich auf russisch
und ich habe sehr viel verstanden. Erstaunlich wie lang vergrabene
Sprachkenntnisse langsam wieder kehren. Er hat natürlich recht, denn früher
waren 5 – 6 Jahre Studium erforderlich um zu einem Patent zu kommen. Heute geht
das viel schneller. Aber solange es so erfahrene und kompetente Seebären wie
ihn gibt, hat der Nachwuchs eine reelle Chance zum Reifen. Für den jungen
Dmitry ist er jedenfalls ein guter Lehrmeister, energisch aber auch gerecht.
Später hatten der Captain und ich dann noch einen sehr langen und intensiven
Disput über Gott und die Welt im wahrsten Sinne des Wortes und wir merkten,
dass sich unsere Auffassungen in vielen Bereichen ähneln.
Dann hat er mich gleich mit zum Dinner genommen, wieder ein
echtes Captain´s Dinner. Cooky hat sich zum Sonntag besondere Mühe gegeben. Es
gab Gemüsepfanne mit Hackfleisch. Wer wollte konnte noch Kascha vom Mittag
bekommen. Da hat der Chief aber voll zugelangt. Ich jedenfalls habe dankend
abgelehnt. Es gab auch die Reste vom Rinderbraten und dazu noch ein warmes
Baguette, was will man mehr. Auf den leckeren Käsekuchen wies mich der Captain
besonders hin, der passte dann auch noch rein. Auch wenn das Essen ganz gut
ist, konnte ich mich bisher einigermaßen zügeln. Regelmäßiges Essen und wenig
Bewegung bringen noch mehr „Gold“ auf die Hüften.
Nach 18.30 Uhr habe ich mich dann auf die Kammer verzogen.
Captain und Erster versuchten den Chief vor dem Kauf eines Tablets zu beraten
und da ging es richtig emotional zu. Ich musste nur schmunzeln und hielt meinen
Abgang für angemessen. Der Erste hatte wieder übernommen und der Zweite wurde
schon von der Brücke entlassen. Aber nicht ohne den wirklich freundschaftlichen
Hinweis des Captain sich seine Worte vom Nachmittag noch einmal durch den Kopf
gehen zu lassen. Er sei jetzt schon ein „Molodez“(Prachtkerl), aber er soll
auch ein guter Nautiker und Offizier werden. Ich habe in meiner Jugend auch
solche Lehrmeister gehabt und das hat mich bis heute geprägt. Wieder mal der
Satz: „Respekt Captain“. Ansonsten sind die drei alten Seebären Captain,
Chiefmate und Chief so um die Mitte Fünfzig, also erfahrene Männer mit einen
großen Vertrauensvorschuss. Ich fühle mich hier an Bord sehr wohl und erfreue
mich nicht nur einer guten Gastfreundschaft, sondern auch einer
freundschaftlichen Akzeptanz.
Wir laufen jetzt die Ostküste Schwedens mit konstant 15
Knoten nordwärts. Um 06.00 Uhr wird der Captain uns durch die Schärenlandschaft
südlich Stockholms fahren und pünktlich um 09.30 Uhr sollen wir in Södertälje
anlegen. Und diese Schärenlandschaft soll ja das absolute Highlight sein, das
wurde hier von mehreren Fahrensmännern besonders betont. Also werde ich heute
zeitig in die Koje steigen und morgen Punkt 5.00 Uhr auf der Brücke sein. Mit
einem guten Kaffee soll die dann folgende Fotosession vorbereitet werden. Das
Breakfest wird dann knapp ausfallen müssen, denn ich will möglichst wenig an
landschaftlichen Kontrasten verpassen. Dann hat der Captain heute Nachmittag
lässig in seinem „Jagdsitz“ sitzend verkündet, dass er wegen des Wetters seine
guten Verbindungen spielen lassen hat. Die müssen dann aber auch sehr gut sein,
ein besseres Wetter kann man sich im Mai nicht vorstellen, zumindest nicht in
dieser Region. Auch jetzt kurz vor 20.00 Uhr, der blanke Sonnenschein. Der Wind
hat etwas aufgefrischt und das Schiff fängt an etwas zu rollen, aber das ist in
dieser Stärke mehr angenehm als störend. Nun bin ich noch eine Erklärung
schuldig. Der Begriff „Jagdsitz“ kommt aus der Hochseefischerei, gemeint ist
der Sessel des Kapitäns von dem er die Geschicke des Schiffes und der Crew auf
der Jagd nach Fisch lenkt.
Auch für diesen Tag in jedem Fall „Daumen hoch“.
Montag – 06.05.2013
Traumkulisse Schweden – die Schärenlandschaft und die Häfen
Södertälje und Öxelösund
Um 4.30 Uhr aufgewacht und sofort hoch, weil es draußen
schon hell war. Schnell unter die Dusche, die Kameras geschnappt und raus und
wieder zu spät. Die Sonne war schon aufgegangen. Daran hätte ich auch denken
müssen, denn wir sind ein gutes Stück nordwärts gefahren und die Nächte werden
kürzer. Egal, trotzdem paar brauchbare Aufnahmen gemacht.
Nun rauf auf die Brücke. Der Captain und der Zweite waren
schon am Wirken. Natürlich stellte kurze Zeit später der Zweite mir einen Pott
Kaffee vor die Nase. Danke und Bitte natürlich auf russisch und ich hatte
wieder das strahlende Lächeln dieses sympathischen Jungen. Später übernahm dann
der Erste den Part des Zweiten, der sich nun zur Ruhe legen konnte. Pünktlich
um 06.00 Uhr steuerte der Captain unsere „Conger“ in die schwedische
Schärenlandschaft. Eine traumhafte Naturkulisse tat sich vor mir auf. Wenn
unser lieber Herrgott die Erde geküsst hat, dann war er auf jedem Fall in
Hamburg und auch hier – mir wird auf dieser Reise wirklich was ganz
unvergessliches geboten. Um 07.00 Uhr mit meinen Mitpassagieren schnell runter
zum Frühstück. Auf uns warteten leckere Omeletts mit Tomaten und Käse gefüllt
sowie die andere reichhaltige Auswahl an Wurst, Käse und Marmeladen.
Nun schnell mit meiner Ausrüstung wieder hoch. Diesmal ging
das Stativ mit und der Captain erlaubte mir einen Traumplatz an der vorderen
äußeren Umrandung des Brückenhauses einzunehmen. Ich soll aber vorsichtig sein
– jawohl Kapitän. Nun stellte ich meine A35 aufs Stativ und machte 2 lange
Videos unserer Fahrt durch die Schärenlandschaft und natürlich viele Fotos mit
der anderen Kamera. Sagenhafte Erinnerungen und nicht nur meine Flickr-Freunde
werden staunen.
Die MS Conger dreht den Bug zur Einfahrt in die schwedische
Schärenküste.
Auf der Brücke ist allerhöchste Konzentration angesagt. Hier
der Kapitän und sein Erster bei der Arbeit.
Eine Naturkulisse der besonderen Art sind die schwedischen
Schären. Insel an Insel reihen sich aneinander und wirken im Morgenlicht
besonders anmutig.
Bereits um 08.30 Uhr kam der kleine Hafen von Södertälje in
Sicht. An der kurzen Pier lag bereits ein großer Pott und somit war nicht mehr
viel Platz für uns. Das Anlegen wird also wieder eine seemännische
Herausforderung, genau richtig für Kapitän Alexander. Erst drehten wir auf der
Stelle und dann schob sich unser Schiff langsam an die richtige Position des
Kais. Die Festmacher waren schon da und die Leinen wurden übernommen und
vertäut. Der große Pott war die „Bothniaborg“ aus den Niederlanden, die wohl
eine große Anzahl fabrikneuer PKW, überwiegend deutscher Produktion, angelandet
hat.
Hier ein Video vom Einlaufen in Södertälje.
Hier ein Video vom Einlaufen in Södertälje.
Nun noch die Einweisung des Kapitäns wie man sich verhalten
soll, wenn man von Bord will. Ich wollte nur paar Aufnahmen von unserem Schiff aus
landseitiger Position machen. Also immer auf der weißen Linie parallel der
Kaikante gehen und keinesfalls die gelbe Warnweste vergessen. Wenn das nicht
eingehalten wird, dann fangen die Schauerleute sofort an zu streiken und das
wollen wir ja nicht.
Meine Mitpassagiere wollten noch in die Stadt und sie
bekamen eine Extraeinweisung durch den Ersten – der ist aber auch gewissenhaft.
Ich blieb lieber an Bord, Fotos sortieren und mein Logbuch schreiben. Gegen
13.30 Uhr ist auch schon wieder Auslaufbereitschaft, den es wird mit zwei
Kränen gearbeitet und das Be- und Entladen soll wohl dann recht schnell gehen.
Dann beginnt die 4,5 Stunden lange Reise südwärts wieder durch die
Schärenlandschaft nach Öxelösund. Vielleicht darf ich wieder meinen
Spezialplatz vor der Brücke einnehmen – das wäre toll.
Beim Lunch habe ich dann den Chief gefragt, ob wir morgen in
die Maschine gehen können – „no problem“. Heute war Hühnertag. Vorab eine
Hühnersuppe und dann Frikassee mit Reis. Hat richtig gut geschmeckt. Ansonsten
begegnen wir hier schwedischer Gelassenheit. Zur Mittagszeit standen alle Kräne
still – Pause. Ob wir 13.30 Uhr schaffen ist sehr fraglich. Das ist in einer
halben Stunde und auf der Pier stehen noch einige Container.
Tatsächlich ist es dann 16.30 Uhr geworden als der letzte
Container auf das Schiff gehievt wurde. Dann ging alles ganz schnell. Die
Hauptmaschine lief schon und 5 Minuten später gingen wir in Fahrt, wieder durch
die Schärenlandschaft in Richtung Öxelösund. Der Captain war natürlich total sauer
über die verzögerte Ladedauer. Ich habe jedenfalls meine Fototätigkeit wieder
aufgenommen, die nur durch das Abendbrot unterbrochen wurde. Unser Cooky hatte
große Teigtaschen mit Hackfleischfüllung gemacht und das reichte dann auch.
Nun haben wir die Schärenlandschaft hinter uns und wir gehen
durch die offene See zum nächsten Zielhafen. Gegen 21.00 Uhr werden wir wohl
dort eintreffen. Mit der Entladung wird es natürlich heute nichts mehr werden,
auch können wir noch nicht gleich an den richtigen Liegeplatz, sondern an eine
Warteposition. Morgen früh um 04.30 Uhr wird dann verholt, nur ca. 100 Meter
weiter.
Das Einlaufen in den engen Hafen von Öxelösund gestaltete
sich wieder mal als maritimes Spektakel. Wir also vorwärts rein und gehen nicht
an die Pier. Der Captain wird doch wohl nicht etwa in dieser Enge wenden
wollen. Doch er wollte und konnte auch. Ich bekam jedenfalls vor Staunen den
Mund nicht zu und der Captain grinste nur als er das bemerkte.
Letztlich wurde uns noch ein wunderschöner Sonnenuntergang
beschert.
Unten auf der Kammer habe ich dann noch die letzten Fotos
auf die Platte gebracht und die Daten zusätzlich extern gesichert. Dann ab in
die Koje und auch für den Montag – Daumen hoch.
Dienstag – 07.05.2013
Dienstag – immer noch Schweden und immer noch Sonne pur
Die erste Nacht im Hafen habe ich nicht so fest geschlafen. Es
fehlte wohl das monotone Röhren der Hauptmaschine und das leichte Wiegen des
Schiffes an die man sich schon gut gewöhnt hatte. Aber die Maschine hatte ja
noch ihren Auftritt in der Nacht. Früher als geplant wurde sie gegen 02.30 Uhr
gestartet und der knackig kernige Sound ging durchs ganze Schiff. Dann begann
das Umsetzen des Schiffes, ich blieb aber in der Koje.
Gegen 04.30 Uhr bin ich dann aber hellwach. Mal sehen was
die Sonne macht. Sie ging gerade auf, aber das Schiff lag in einer ungünstigen
Position und der Sonnenaufgang war direkt über den unschönen Industrieanlagen
und so habe ich darauf verzichtet. Alles positiv, keine Wolke am Himmel zu
sehen. Also wieder in die Koje, aber mit dem Schlaf war es vorbei, so habe ich
noch in meiner Fotozeitung gelesen.
Nun ist es 8.00 Uhr und an der Pier ist immer noch nichts
passiert. Jedenfalls weit und breit keine Schauerleute zu sehen. Ich sehe schon
kommen, dass es auch heute Mittag nicht mit dem geplanten Weitersegeln nach
Åhus klappen wird. Dann wird das wieder ein schlechter Tag für unseren Captain,
denn die Rotation muss klappen, wie er schon so oft betonte. Das vierte
Frühstück an Bord ist auch Geschichte. Es gab Spiegeleier mit gebratenen
Wurstscheiben, Brötchen, Wurst, Käse etc. und wer wollte konnte auch noch
Eierpfannkuchen bekommen.
Meine Mitpassagiere sind schon von Bord gegangen, sie wollen
im näheren Umfeld etwas spazieren gehen. Sie genießen Ihre Zweisamkeit, denn
Andreas ist Berufspendler und nur an den Wochenenden daheim. Auch ich will
meine Ruhe auskosten, der Alltag mit seinen unterschiedlichen Facetten wird
mich bald wieder in die Realität zurückholen. Zwischenzeitlich habe ich es mir
auf der Brücke mit meinem Laptop bequem gemacht und lese in meinen Fotobüchern.
Neben dem Fahrstand sind links und recht sehr schöne Nischen mit Tisch und Bank
und so kann man einerseits tätig werden und hat gleichzeitig einen
wunderschönen Ausblick in den Hafen.
Inzwischen sind auch meine Mitpassagiere wieder zurück. Sie
haben einen Rundgang durch den Ort gemacht, waren aber nicht so begeistert.
Öxelösund ist nur klein und durch den nahen Kohlebergbau und die Verladung des
schwarzen Goldes hier im Hafen auch recht dreckig.
Nun aber die Zeit runter in die Maschine zu gehen.
Der Chief zeigte ganz stolz seine Hauptmaschine von Deutz
und natürlich auch die Hilfsmaschinen, Generatoren und Aggregate. Ist schon
sehr beeindruckend, was da so an Technik an Bord ist. Als ich zum Abschluss
mich bedankte und „bolschaja maschina“ (schöne Maschine) sagte, war dieser
sonst so bescheidene Mann richtig glücklich.
Natürlich hatte Cooky mitbekommen, dass unten gerade
Maschinenbesichtigung ist und so wurden wir auf dem Rückweg von ihm abgefangen.
Auch er wollte sein Reich vorstellen und so wurden wir durch alle
Proviantlasten und Wirtschaftsräume geführt – „very nice business Cooky“ und er
strahlte über sein ganzes Gesicht.
Die Bierlast war übrigens leer, den das Bier verwaltet der
Kapitän persönlich und „harte Sachen“ gibt es gar nicht an Bord. Es ist ein
Arbeitsschiff und wer mehr will muss auf die AIDA gehen. Für mich voll OK, man
ist den ganzen Tag zumeist auf der Brücke voll mit Erlebnissen ausgefüllt und
dann reicht ein Bier vor dem Einschlafen vollends.
Gerne stellte sich Cooky für uns auch noch in Pose.
Wenig später entstand Betrieb auf der Brücke, der Captain
meinte zufrieden, dass gerade der letzte Container an Bord ging und wir gleich
auslaufen würden. Dann lieber vorher noch zum Lunch. Es gab eine delikate
Pilzcremesuppe vorweg und dann Rinderroulade mit Zwiebelgemüse und
Kartoffelpüree – thank you Cooky. Bereits während des Essens meldete sich tief
röhrend die Hauptmaschine in Bereitschaft und kurz darauf glitten wir bereits
aus dem Hafenbecken.
Nun aber mit der Fotoausrüstung auf die Brücke und noch ein
Video und Fotos vom Auslaufen gemacht. Dann war die Zeit gekommen, dass ich
mich beim Captain an den Bug abmeldete und dort bin ich auch knapp zwei Stunden
geblieben. Welch herrlicher Fleck, man hört nur das Rauschen der Bugwelle,
sieht in die glatte glitzernde See und lässt sich den frischen Wind um die
Ohren wehen. Ganz allein, das Schiff, die See und ich. Wenn man Glück
definieren kann, dann hatte ich da solche Momente. Ich musste an den Film „City
Slickers“ denken, in dem die drei Freunde als Cowboys in die Prärie gezogen
sind, um sich selbst und ihr Lachen wieder zu finden. Mir ging es wohl ein
bisschen ähnlich. Das sollte ich vielleicht nicht in diesem Reisebericht
schreiben, aber ein paar Emotionen gehören dazu, sonst hätte ich das lassen
sollen.
Wieder auf der Brücke ist der Zweite gerade mit dem
Autopiloten allein. Den Pott Kaffee, den er mir gleich darauf auf die Back
stellte konnte ich gut gebrauchen, den es war im Vorschiff ganz schön frisch. Wir
hatten auch gleich den guten Talk, so zeigte er mir unter anderem an einem
Computer einige Bilder vom letzten Winter. Das halbe Schiff mit einem dicken
Eispanzer eingehüllt, der natürlich irgendwann beseitigt werden muss. Wie schön
ist doch die Seefahrt, wenn es wie jetzt sonnig, warm und die See glatt ist.
Natürlich bekam ich auch die Informationen für den weiteren
Verlauf der Reise. Wir laufen jetzt durch und morgen früh um 07.00 Uhr sollen
wir dann in Åhus sein. Dort werden wir einige Stunden bleiben. Nach dem
Löschen, aber spätestens um 19.00 Uhr geht es dann Richtung Heimat. Wenn es mit
der Passage des Nord-Ostsee-Kanals klappt, so sollen wir gegen 20.00 Uhr in
Hamburg sein. Da bin ich aber gespannt, wann wir von Bord müssen.
Der Zweite ist aber auch sehr aufmerksam. Jetzt kam gerade
Backbord vorab ein kleiner Frachter, die "Virage“in Sicht und kurze Zeit später
waren wir wieder allein. Schön, dass die moderne Navigation uns auf dem Radar
und auf der elektronischen Seekarte auch gleich die Informationen zu den
jeweiligen Schiffen im Umfeld anzeigt.
Um 17.30 Uhr „Dinnertime“ – es gab Hackfleischsoße und dazu
Baguette, damit war ich dann schon durch. Auf der Kammer dann noch ein wenig
die Fotoergebnisse des Tages sortiert und gesichert und da wir recht gutes
schwedisches Handynetz hatten, auch eine Statusmeldung daheim abgegeben. Später
hat es mich dann doch noch wieder raus getrieben. Erst an den Bug und dann auf
das Brückendeck. Ein herrlicher Sonnenuntergang erwartete mich und so kamen
meine Kameras noch einmal zum Einsatz. Nun ging es doch schon wieder auf 22.00
Uhr zu und es wurde Zeit für die Koje. Natürlich auch für diesen Tag das
Zeichen mit dem aufrecht stehenden Daumen.
Mittwoch – 08.05.2013
Kurs Åhus in Schweden – das Wetter wird schlechter
Die ganze Nacht sind wir durchgelaufen und ab 04.30 Uhr bin
ich auch auf den Beinen. Auf den Sonnenaufgang musste ich allerdings verzichten
– tiefe Wolken lagen über der See, nur ein rötlicher Schein zeichnete sich am
Horizont ab, es war aber nicht kalt. Um 05.30 Uhr dann auf die Brücke. Und
wieder der schnelle Morgenkaffee vom Zweiten, wieder danke auf russisch und
wieder das strahlende Jungenlächeln. Gar nicht viel später kamen der Captain
und der Erste auf die Brücke und der Zweite wurde zur Ruhe entlassen. Wir
nahmen Kurs auf die schwedische Südküste. Pünktlich um 07.00 Uhr lagen wir dann
in Åhus an der Pier. Wieder eine seemännische Meisterleistung des Kapitäns –
great work.
Beim anschließenden Breakfest hatten wir ein gutes Gespräch
mit dem Captain. Als Anett fragte, ob er weiß, dass am Donnerstag der Hamburger
Hafengeburtstag beginnt und just zu der Zeit wo er in den Hafen laufen will die
„Große Einlaufparade“ stattfindet, war das Staunen auf seiner Seite. Da werden
wir wohl viel Zeit brauchen, den meist ist zu dieser Zeit der Hafen zu, meinte
er. Kann uns doch nur recht sein. Vielleicht bekommen wir noch recht viel von
diesem Spektakel ab.
Uns ist aufgefallen, dass die Küche an Bord sehr russisch
orientiert ist. Ja, da hat der Captain großen Wert drauf gelegt. Unser Cooky
hat nicht nur einmal eine richtige Lektion mit einem echten russischen Koch
gehabt. Auch wird großer Wert auf bekömmliche und kalorienarme Kost gelegt. Das
haben wir natürlich auch schon bemerkt. Besonders hat er noch auf die
hausgemachte Knoblauchbutter verwiesen. Die ist aber auch wirklich mit Vorsicht
zu genießen. Bei zu viel davon auf dem Brot schlagen einem regelrecht die
Flammen aus dem Mund. Gut gegen Krankheiten und Bakterien, betonte der Kapitän
verschmitzt.
Dass die Offiziere den 3-Monatszyklus haben, wurde schon
geschrieben. Die Mannschaften sind 9 Monate oder manchmal auch länger am Stück
an Bord, auch gibt es einen festen Personalstamm. Natürlich alles sehr international.
Derzeit sind die Matrosen und Bootsleute von den Kapverdischen Inseln, Cooky
und der Oiler (Maschinist) sind Filipinos und die Offiziere kommen aus Russland
und der Ukraine.
Unmittelbar nach dem Frühstück war Aufbruch zum Landgang.
Mit einem kleinen Fußmarsch ist das historische Zentrum der kleinen
schwedischen Stadt Åhus schnell erreicht. Nach gut 2 Stunden hatte ich aber
alles abgelaufen und mein Weg führte mich zurück zum Schiff. Im Gepäck jede
Menge Fotos von den gut erhalten kleinen Häusern und da es auch viele gut
gepflegte Blumenanlagen gab, gelangen mir auch eine Reihe von schönen
Makroaufnahmen. Immer der Nase nach stand ich auf einem Mal vor der „The
Absolut Company – Pernod Ricard“, der Produktionsstätte des weltbekannten
„Absolut Vodka“. Wieder was dazu gelernt.
Zum Mittagessen gab es vorweg eine Rindfleischsuppe und die
war echt gut. „Can I have a little bit more“ - „certainly Sir“ und Cooky bekam
lange nicht die freudige Genugtuung aus dem Gesicht. Das erste Mal, dass ich um
Nachschlag gebeten habe. Dann Rinderbraten mit Pilzen und Reis. Der stets vorzügliche Rohkostsalat und Obst stehen auch
immer auf dem Tisch. Zum Abschluss habe ich mir dann eine Orange geschält.
Eigentlich ist jetzt eine kleine Mittagsruhe zu empfehlen,
das Essen war auch wirklich gut. Dass er sein selbst gestecktes Ziel mit dem
mittäglichen Auslaufen wohl nicht erreichen wird, hat der Captain aus seiner
Erfahrung her auch vermutet. Hier werden viele Pausen gemacht und oft länger
als eine halbe Stunde, ärgerte er sich ein wenig. Derzeit ist wohl gerade
Mittagspause und es ist lange nichts passiert. Endlich nach 13.00 Uhr gehen die
Arbeiten weiter.
Gegen 14.30 Uhr geht ein kehliges Röhren durchs Schiff und
die Hauptmaschine geht in Betriebslaune. Nun aber hoch auf die Brücke. Gerade
geht der letzte Container aufs Schiff und schon werden die Leinen los geworfen.
Dann wieder der Weg durchs schwierige Fahrwasser und gegen 15.00 Uhr sind wir
auf offener See. Captain Alexander geht auf 15 Knoten. Es ist diesig und ab und
zu versucht sich die Sonne durch die Wolken zu kämpfen. Die See ist etwas
krabbelig, aber kein Problem für die „Conger“ und für meinen Magen. Später
wurde es wieder ruhiger und ich seilte mich zum Vorschiff ab. Wieder diese
herrliche Ruhe und da die Sonne auch wieder Wärme spendete, hielt ich es da
vorne bis zum Dinner aus.
Mein Rückzug von der Brücke hatte auch einen anderen Grund.
Beim Auslaufen aus dem Hafen und dem Manövrieren im engen und komplizierten
Fahrwasser ist es zu kleinen Problemen gekommen. Nichts Schlimmes, aber
trotzdem nichts für den Perfektionisten Captain Alexander und das wurde mit
sehr deutlichen Worten ausgetragen. Da bekam eigentlich jeder der Offiziere
sein Fett weg, selbst der Chief wurde aus der Maschine geholt. Ja, es ist ein Arbeitsschiff
und als Passagier ist man live im seemännischen Alltag. Gut aber zu wissen,
dass diese Männer sich nicht mit Mittelmaß und Routine zufrieden geben – die
Sicherheit für Schiff und Besatzung steht an erster Stelle.
Zum Abendessen, dann gebratene Hähnchenbrust mit Cream und
Gemüsebeilage. Hinzu noch etwas Rinderbraten von Mittag und ich war durch. War
wieder lecker Cooky. Zum Abend hin dann auf die Kammer – das Logbuch schreiben
und die Bilder sichern, vielleicht noch ein Video und rechtzeitig in die Koje.
Morgen wird fotografischer Großkampftag. Gegen 07.00 Uhr wollen wir in Kiel
sein und in den Nord-Ostsee-Kanal schleusen und was danach kommt ist ungewiss.
Soweit ich weiß haben wir noch keine konkreten Einlaufzeiten und Liegeplatz für
Hamburg. Da wird es auf Grund des Hafengeburtstages sicher zu Verzögerungen
kommen.
Später gegen 21.00 Uhr noch einmal zum Luftschnappen an die
Reling. Die schwedische Südküste war noch in Sicht. Die Sonne versuchte ihre
letzten Strahlen durch die Wolken zu schieben, die Sicht war diesig und es war
nicht kalt. In unmittelbarer Umgebung liefen drei größere Schiffe mit uns auf
gleichem Kurs.
Donnerstag – 09.05.2013
Auf Heimatkurs – Hamburg, wir kommen
Morgens kurz nach 3 Uhr war die Nacht für mich vorbei, ich
konnte einfach nicht mehr schlafen. Die Erlebnisse der letzten Tage und Stunden
spulten sich wie ein Film vor meinem geistigen Auge ab. Also hoch und den
Laptop angeworfen. Draußen war es noch dunkel, monoton röhrte der Motor und
unser Schiff glitt bei ruhiger See in Richtung Heimat. Wir müssten jetzt auf
Höhe Gedser sein, das dänische Mobilfunknetz dominierte auf meinem Handy. Gegen 5.30 Uhr will ich hoch auf die Brücke.
Bis dahin will ich noch einige Eintragungen in meinem Bordtagebuch ergänzen und
die Datenbanken für die Aufnahme der Fotos und Videos des heutigen Tages
vorbereiten. Ich hoffe jedenfalls auf gutes Wetter, den bei der Tagespassage
durch den Nord-Ostsee-Kanal und dem Einlaufen in Hamburg sollen noch einige
Gigabytes an Bildmaterial ihren Weg in den Speicher finden.
Allerdings ist noch sehr ungewiss, wie der Tag
organisatorisch ablaufen wird. Kommen wir gut und vor 20 Uhr nach Hamburg rein,
werde ich wohl noch heute ausschiffen, ansonsten morgen gleich früh.
Vorsorglich habe ich gestern noch bei Vopi wegen des Abholens vom Hafen
angerufen. Ich soll mir keine Sorgen machen. Sie haben 24-Stunden-Service, ich
brauche einfach nur anrufen und eine halbe Stunde später ist der Shuttle am
betreffenden Terminalgate.
Es ist dann erst 06.00 Uhr geworden als ich auf der Brücke
eintreffe. Hier ist schon die volle Besetzung. Der Kapitän steuert das Schiff
und der Erste assistiert. Um 07.00 Uhr wollen wir in Kiel an der Schleuse sein.
Trotz des morgendlichen Dunstes herrlich die Kulisse der Kieler Förde mit dem Marine-Ehrenmal Laboe und dem Leuchtturm Friedrichsort.
An der Schleuse waren wir dann pünktlich und wir konnten
auch gleich einlaufen, diesmal in eine der großen Schleusen. Vor uns ging ein
kleines Stückgutschiff, die „Maureen S.“ ins Schleusenbecken und wir links
daneben. Nun war noch Platz und wir mussten auf ein weiteres Schiff warten. Es
dauerte ewig bis das 185 m lange Containerschiff „Balkan“ einlief und vertäut
wurde. Nun war nicht mehr viel Platz. Unser Captain wurde zusehends nervöser und
seine Zigarettenschachtel leerte sich in enormen Tempo.
Endlich im Kanal mussten wir in einer Weiche auf einen
großen Entgegenkommer warten. Als die „DS Agility“ endlich vorbeilief ging es
auch für unseren kleinen Konvoi weiter.
Hinter uns lief die „Bianca Rambow“ ein ansehnliches
Containerschiff einer norddeutschen Reederei von ca. 135 Meter Länge.
Inzwischen
hatte ich mich mit meiner kompletten Fotoausrüstung ins Vorschiff abgemeldet.
Hier justierte ich mein Stativ in der Bugspitze und so konnte ich mit der A35
schöne Videos von der Kanalpassage machen. Mit der A230 und Teleobjektiv wurden
dann interessante Bilder gemacht.
Anlässlich des so genannten „Vatertages“ begegneten uns häufig Männergesellschaften
mit Böllerwagen und weiterer Ausrüstungen um diesen Tag auch in Durst und
Hunger zu überstehen. Natürlich war die Vorbeifahrt unserer Schiffe ein
Höhepunkt der Männertour und es wurde lustig gewunken und gegrüßt. Einige waren
aber auch schon zur Mittagszeit sehr gut bei der Sache.
Kurz vor dem Verlassen des Kanals begegneten wir noch dem
Kreuzfahrer „The World“. Bemerkenswert ist, das es das erste als Privatresidenz
gestaltete Kreuzfahrtschiff der Welt ist. Privatpersonen können Appartements
kaufen und dann vermieten. Diesmal war das Schiff offensichtlich leer und keine
Passagiere oder Eigner an Bord.
Trotz allem kamen wir gut voran und die Laune des Captain
besserte sich augenscheinlich. Als wir dann in Brunsbüttel den
Nord-Ostsee-Kanal verließen und freie Fahrt für Hamburg erhielten wurde auf der
Brücke auch wieder gescherzt. Da wir wahrscheinlich nicht zu spät in Hamburg
sein werden und ich sowieso auf Grund des abgelegenen Liegeplatzes nicht viel
vom abendlichen Trubel des Hafengeburtstages mitbekommen werde, entschloss ich
mich unmittelbar nach Ankunft auszuschiffen und die Heimfahrt anzutreten.
Ansonsten hätte ich am Freitag sehr zeitig von Bord müssen und das hätte auch
nichts gebracht. Die Sachen waren schnell gepackt, die Bettwäsche abgezogen und
da ich die Kammer auch stets immer in Ordnung gehalten habe, war nicht mehr
viel zu tun. Der Matrose, der später „Klar Schiff“ machen musste, sollte nicht mehr
viel Arbeit haben. Auch eine Art „danke“ zu sagen.
Trotz des Hamburger Hafengeburtstages erreichten wir ohne
Verzögerungen unser vorgesehenen Liegeplatz am Burchardkai. Hier lagen schon
einige „dicke Pötte“. Aber die MS Conger sollte schon in der Nacht an eine
andere Position verholt werden um dort entladen zu werden.
Der Abschied gestaltete sich doch recht emotional und fiel
mir nicht so leicht, natürlich ein kräftiges Dankeschön an den Kapitän mit
seiner Crew. Von dem Gros der Besatzung konnte ich mich persönlich
verabschieden. Ein besonderes Dankeschön dem Cooky, einen Gruß an den Chief,
der mir mit seiner kompetenten und bescheidenen Art imponierte und einen ganz
besonderen Gruß an den Zweiten. Er hatte sich für die bevor stehende Wache
bereits zurückgezogen und wusste wohl auch nicht von meinem Absteigen. Dmitry, ich wünsche Dir alles Gute und mache Deinen Weg, gerne hätte ich mich
persönlich verabschiedet – „Molodez“.
Die Abholung durch das Unternehmen Vopi klappte
hervorragend. Die Chefin Frau Vorpahl gab sich persönlich die Ehre und so
hatten wir auf der Rückfahrt ein super nettes Gespräch. Dann in meinen Wagen
und nach einer zügigen Fahrt über der A20 war ich gegen 23.00 Uhr daheim.
Jetzt schreibe ich diese Zeilen und wohl in wenigen Stunden
geht die unsere und meine „Conger“ wieder seinen Weg auf die große Reise von
Hamburg nach Schweden, mit seiner sympathischen Besatzung und hoffentlich auch
so zufriedenen und dankbaren Passagieren wie ich. Ich wünsche Euch nach altem
Seemannsbrauch eine gute Reise und immer einen Handbreit Wasser unterm Kiel.
Nachtrag
Nun bin ich wieder daheim in meiner eigenen Welt mit seinen
täglichen Herausforderungen, Freuden und Problemchen. Eigentlich wollte ich
nicht so einen umfassenden Reisebericht schreiben. Nur Fakten und Daten –
persönliche Eindrücke und Emotionen sollten gänzlich außen vor bleiben. Es ist
anders gekommen und das ist gut so. Ich werde meine Erlebnisse, Bilder und
Videos in geeigneter Form und Umfang nicht nur meiner Familie und Freunden zur
Kenntnis geben, sondern auch im Internet veröffentlichen. Ich denke da an einen
separaten Blog, die Präsentation von Bildern in meinem Flickr-Account und das
Hochladen von 2-3 Videos auf meinem Youtube-Kanal. Natürlich werde ich wie
versprochen Wolfgang (Wolle) Poddig umfangreiches Material zur Verfügung
stellen, um so einen bescheidenen Beitrag zum weiteren Wachsen seiner so schönen
Webseite zu leisten.
Auch bitte ich um Verständnis, dass ich die beteiligten
Personen nur mit Vornamen oder Berufsbezeichnung nenne und es auch von Ihnen
nur spärlich Bilder geben wird. Nach wie vor soll dies in erster Linie ein
Reisebericht sein und bleiben. Allein mir werden diese prächtigen Menschen noch
sehr sehr lange in bester Erinnerung bleiben und vielleicht kreuzen sich noch
einmal unsere Wege.
Ich möchte nun allen Menschen danke sagen, die in dieser
oder jener Form zum Gelingen dieser meiner einzigartigen Reise beigetragen
haben.
Dieser Blog wird weiter ergänzt. Es werden an entsprechender Position Links zu Videos eingefügt und es wird eine größere Bildershow geben. Aber das braucht etwas Zeit.